Matsushitas Rede

Paul.Bayer am 1. June 2009 um 08:40

Konosuke Matsushita, 1894 – 1989, Gründer von Matsushita Electric, mittlerweile Pana­sonic, hielt 1988 vor einer Gruppe amerika­nischer Industrieller die folgende Rede:

Wir werden gewinnen und Sie werden verlieren. Sie können gar nichts dagegen tun, weil Ihr Versagen auf eine innere Krankheit zurückgeht. Ihre Unter­nehmen fußen auf Taylors Prinzipien. Noch schlimmer, Ihre Köpfe sind ebenfalls taylorisiert. Sie glauben fest, richtiges Management bedeutet Mana­ger auf der einen und Mitarbeiter auf der anderen Seite, auf der einen Seite, Leute, die denken und auf der anderen, Leute, die nur arbeiten können. Für Sie ist Management die Kunst, möglichst reibungslos die Ideen der Manager in die Hände der Mitarbeiter zu bringen.

Wir dagegen haben die Taylor-Phase überwunden. Wir verstehen, dass die Wirtschaft fürchterlich komplex geworden ist. Überleben ist in einem Umfeld voller Risiken, unerwarteten Ereignissen und Wett­bewerb … sehr unsicher. Wir wissen, dass die Intelligenz einiger Technokraten – auch von sehr klugen – völlig unzureichend geworden ist, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Nur der Verstand aller Mitarbeiter kann einem Unternehmen erlauben mit dem Auf und Ab und den Anforderungen des neuen Umfeldes zu leben. Ja, wir werden gewinnen und Sie werden verlieren. Weil Sie nicht fähig sind, ihren Geist vom überflüssigen Taylorismus zu befreien, den wir nie hatten.

Aber: Seit 20 Jahren ist auch Matsushitas scharfer und weitsichtiger Geist nicht mehr lebendig. Panasonic hat Anfang Februar 2009 Pläne zur Entlassung von 15.000 Mitarbeitern angekündigt. Ist das eine Annäherung an das amerikanische Management, das Matsushita so abgelehnt hat?

Quelle: Irene Odgaard, The IDAK project

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2 Kommentare zu “Matsushitas Rede”

  1. RalfLippold

    Hallo Paul,

    wenn die 15.000 so entlassen wie wir es überall um uns erleben, ohne Unterstützung, wie Arbeitsbienen, die man austauscht und wieder einstellt, wenn man sie braucht, dann würde ich das ebenso, wie Du sehen.

    Meinen wir mit Entlassungen das gleiche? Was genau verstehen wir und was Panasonic darunter?

    “Entlassungen”, um das kreative Potential der Mitarbeiter ositiv in der Krise zu nutzen, indem “Spinn-Offs” ermöglicht werden, um neue Felder zu öffnen? Dann wäre das so innovativ, wie die Visionen vor 20 Jahren.

    Gerne erfahren wir mehr aus erster Hand. Wann machen sich deutsche Unternehmen auf den Weg in neue Arten des Arbeitens und Sinngebens? Unterstützung von Intrapreneuren, die zu Entrepreneuren werden? Ich wünsche es mir :-)

    Beste Grüße aus dem fernen Boston, wo die Zeit in manchen Bereichen (ÖPNV ca. 20 Jahre hinter Europa ist) und andere wo sie 5 Jahre voraus sind (Social Media Nutzung, siehe http://twitter.com/paulflevy).

    Ralf

  2. Paul

    Hallo Ralf,

    zu Panasonics Entlassungen kann ich weiter nichts finden und sagen. Mir scheint es nur, dass der Taylorismus in dem Sinne wie ihn Matsushita kritisiert hat nicht so leicht überwindbar ist, auch nicht in japanischen Unternehmen. Vielleicht hat das damit zu tun, dass er näher an den Alltagsvorstellungen vieler Menschen ist.

    Viele Grüße,
    Paul

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