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von der internationalen TOCICO Konferenz 2009 in Tokio:

Wie kannst du über etwas schreiben, was noch sehr wenige Leute verstehen – du gehörst nicht zu diesen Leuten und du bist kein Journalist? Lasse besser die Finger davon! Auf der anderen Seite spürst Du, dass es um etwas geht, an dem viele Leute teilhaben solten, das – um sich zu entwickeln – der Beteiligung vieler Leute bedarf. Versuche es also wenigstens! Über Strategie und Taktik-Bäume (sog. S+T-Bäume) ist noch ziemlich wenig veröffentlicht. Ich denke, dass es mehr Leuten so geht wie mir – die Annäherung fällt schwer [1].

Was ist das Problem?

Die Strategie+Taktik-Bäume sind die neueste größere Ergänzung der Werkzeuge und Konzepte der Theory of Constraints. Und nach Goldratts eigenen Worten sind sie wahrscheinlich seine größte Innovation. Ursprünglich wurde das Konzept entwickelt, um die bis dahin entwickelten TOC-Lösungen besser strukturieren und kommunizieren zu können. Sie wurden erstmals 2006 auf einer TOCICO-Konferenz vorgestellt [2]. Die erste Veröffentlichung dazu ist von 2002.

Wenn man versucht, die Transformation einer Organisation zu beschreiben, ist man mit einem riesigen Problem konfrontiert: Man erhält schnell eine große Komplexität der nötigen Aktionen, um eine Organisation zu verändern ohne in Schwierigkeiten zu geraten:

• Wie löst man schrittweise die bestehenden und entstehenden Konflikte der Organisation?
• Wie vermeidet man Fehler und Sackgassen?
• Wie organisiert man das Wissen, das notwendig ist, um diese Transformation zu bewältigen?
• Wie organisiert man den Konsens der Organisationsmitglieder, deren Mitarbeit erforderlich ist, um den Wandel zu bewältigen?
• Wie kommuniziert man den Beitrag, den jeder dabei hat?

Die S+T-Bäume versuchen, eine schlüssige Antwort auf diese Fragen zu geben. Falls sie diese Antwort wären, dann wäre das eine große Innovation für die Führung und das Management von Organisationen. Es wäre eine Antwort, die schon unzählige Strategen versucht haben. Sind wir jetzt fähig, mit Hilfe der wissenschaftlichen Methode der Theory of Constraints eine solche Antwort zu geben? Eine Einführung, mit der ich hier auf wandelweb.de nicht mithalten kann, gibt Goldratt in diesem freien Video [3].

Die drei Fragen zur Veränderung

Schon sehr früh in der Entwicklung der TOC hat Goldratt drei starke Fragen zur Veränderung aufgestellt:

1. Was verändern?
2. Wohin verändern?
3. Wie die Veränderung bewirken?

Für die ersten beiden Fragen wurden Antworten und Werkzeuge entwickelt. Wie analysieren wir die aktuelle Situation einer Organisation? Worauf müssen wir uns bei unseren Aktivitäten fokussieren? Welche Konflikte müssen wir lösen? Welche Struktur haben die Lösungen? Wie schaut die angestrebte Situation der Organisation aus? … Aber wie bewirken wir die Veränderung?

Eine neue Sicht auf Strategie und Taktik

Mit den ersten Versuchen, die TOC ganzheitlich in Unternehmen anzuwenden, wurden die Probleme offensichtlich. Die Vorgehensweise muss klarer organisiert werden. Andernfalls wird alles zu komplex und unmanageable. Zu viele Organisationen bewältigen diese Herausforderung nicht. Beim Versuch, mehr Klarheit in die Sache zu bringen sah Goldratt, dass es keine klare Definition und Abgrenzung von Strategie und Taktik gab. Er entwickelte eine sehr einfache Antwort: Jede Aktion hat einen Zweck, eine bestimmte Sequenz und Punkte, die zu beachten sind.

Strategie beantwortet die Frage: wofür?
Taktik beantwortet die Frage: wie?
Strategie und Taktik müssen für jede Aktion definiert werden.

Was sind S+T-Bäume?

Aktionen haben eine Hierarchie: sie bestehen aus kleineren Aktionen, diese wiederum aus noch kleineren Aktionen. Aktionen haben eine Sequenz: sie sind in einer bestimmten Reihenfolge auszuführen. Die S+T-Bäume beschreiben im Überblick die Hierarchie (von oben nach unten) und die Sequenz (von links nach rechts) der Aktionen …

… sowie für jede Aktion

1. Annahme zur Notwendigkeit: Warum ist die Veränderung nötig?
2. Die Strategie: Was soll erreicht werden?
3. Ergänzende Annahme zur Ableitung der Taktik: Warum ist es möglich, das zu erreichen und was muss bei der Wahl der Taktik beachtet werden?
4. Taktik: Welche spezifische Veränderung wird vorgeschlagen?
5. Annahme zur Vollständigkeit: Was muss bei der Umsetzung der Taktik beachtet werden, damit sie vollständig wirksam wird.

Anwendungen der S+T-Bäume

Mit den S+T-Bäumen geht es wie mit vielen Innovationen: die Anwendungsmöglichkeiten werden erst langsam klar. Goldratt nennt auf der TOCICO-Konferenz 2009 vier Anwendungsmöglichkeiten:

1. Übergangs-S+Ts beschreiben den Wandel einer Organisation. Sie enthalten an oberster Stelle das Ziel des Wandels, auf zweiter Ebene die entscheidenden Wettbewerbsvorteile, die damit erreicht werden sollen und detaillieren dann bis auf Ebene 4-6 die erforderlichen Schritte.
2. Organisations-S+Ts gibt es für jede Person, die an den Vorstands­vorsitzenden berichtet und sie detaillieren den Beitrag jeder Funktion/Person über mehrere Ebenen.
3. Kommunikations-S+Ts dienen der Kommunikation einer Strategie an die Mitarbeiter und Stakeholder. Was passiert mit einer Organisation, in der jeder Mitarbeiter den Zweck der Vorgehensweise und seinen Beitrag versteht?
4. Wissens-S+Ts dienen der Organisation eines breiten Wissensgebietes. Auch dies ist ein großes Problem. Wie kann ein enorm schnell wachsendes Wissen organisiert werden, so dass der Überblick nicht verloren geht ohne den Einblick in die Details zu verlieren?

Diese S+T-Bäume sind die Antwort der TOC auf die „Motoren der Disharmonie“ in den Unternehmen. Ihr Ziel ist es, die Konflikte in den Unternehmen, die ihre Leistung beeinträchtigen zu eliminieren und die Unternehmen so auf eine neue Leistungsstufe zu bringen. Weitere Anwendungen wie die Organisation von Wissen zeichnen sich ab.

Harmony

Die Strategie+Taktik-Bäume haben ein Laboratorium für die Organisation von Wissen über Prozessverbesserung und Wandel abgesteckt. Nun kann und muss dieses Laboratorium mit Leben erfüllt werden. Die Goldratt Forschungslabore haben das Expertensystem Harmony entwickelt, mit dem S+T-Bäume entwickelt und einige bereits bestehende generische S+T-Bäume studiert werden können. Es bietet weitere Dokumentationen zu Strategie+Taktik-Bäumen und enthält eine Fülle von Umsetzungswissen. Die Viewerversion des Harmony-Systems ist frei.

Dieser Eintrag wurde am Tuesday, den 17. November 2009 um 16:28 Uhr erstellt und ist in der Kategorie Theory of Constraints zu finden. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.