PDCA und DMAIC

Paul.Bayer am 31. January 2008 um 09:00

Six Sigma ist eine charakteristische Sammlung von Qualitätswerkzeugen, die teilweise auch im Toyota-Produktionssystem verwendet werden. Six Sigma Projekte arbeiten mit einer einheitlichen, definierten Vorgehensweise, dem DMAIC-Zyklus:

DMAIC-Zyklus

Ähnlichkeiten

Es gibt Ausprägungen von PDCA, die Six Sigmas DMAIC ähnlich sind, etwa die 7-Schritt-Problemlösung von Brian Joiner & Associates (jetzt Goal QPC):

Plan
  1. Wähle das Problem oder den Prozess aus, der angegangen werden soll und beschreibe die Verbesserungsmöglichkeit.
  2. Beschreibe den aktuellen Prozess, in der Umgebung der Verbesserungsmöglichkeit.
  3. Beschreibe alle möglichen Ursachen des Problems und ermittle die Kernursache(n).
  4. Entwickle eine wirksame und umsetzbare Lösung und einen Aktionsplan einschliesslich Zielen für die Verbesserung.
Do
  1. Setze die Lösung oder Prozessveränderung um.
Check
  1. Überprüfe und bewerte das Ergebnis der Veränderung.
Act
  1. Reflektiere und handle entsprechend dem Gelernten.

Charakteristik dieser Ausprägungen wie auch von DMAIC ist, dass die PLAN-Phase detaillierter beschrieben wird. Nach dieser Logik entsprechen die ersten drei Phasen von DMAIC bis zu den ersten Schritten der IMPROVE-Phase dem PLAN von PDCA.

Der PDCA-Zyklus

Unterschiede

Dabei werden aber auch die Unterschiede deutlich:

  1. PDCA folgt der wissenschaftlichen Methode und zieht die Grenzen zwischen den Phasen an den Übergängen zwischen Analyse und Aktion, Theorie und Anwendung.
  2. PDCA ist ein grundlegendes Schema, das auf verschiedene Aufgabenstellungen angewandt und skaliert werden kann. PDCA-Zyklen sind ineinander verschachtelt. Um ein Problem zu lösen, wird der PDCA-Zyklus oft mehrmals durchlaufen, während ein DMAIC-Zyklus in der Regel ein abgeschlossenes Projekt beschreibt.
  3. PDCA betont stärker das Checken, die Reflektion und das Lernen.
  4. PDCA lässt mehr Spielräume, bietet dadurch mehr Raum für Missverständnisse, ist nicht so rigoros wie DMAIC und stellt dadurch höhere Anforderungen an Disziplin, Führung und Unternehmenskultur.
  5. PDCA ist leichter lehrbar und kann von mehr Leuten praktiziert werden, während DMAIC eher für Spezialisten ist.

Zusammenspiel von DMAIC und PDCA

Trotz der Unterschiede können sich PDCA und DMAIC gegenseitig positiv beeinflussen:

  • In der DMAIC-Anwendung kann man sich die einzelnen Phasen als PDCA-Zyklen vorstellen. Damit wird ein Six-Sigma-Projekt eine Serie von (mindestens) fünf PDCA-Zyklen. Das kritische Überprüfen und Lernen wird damit stärker betont.
  • Bei der PDCA-Anwendung kann man sich für umfangreichere Vorhaben durchaus der rigoroseren Vorgehensweise von DMAIC bedienen. In diesem Fall wird DMAIC als Detaillierung von PDCA aufgefasst.
  • Einzelvorhaben im Rahmen von DMAIC-Projekten können als PDCA-Zyklen durchgeführt werden und sind damit einfacher vermittelbar.

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4 Kommentare zu “PDCA und DMAIC”

  1. T. Bruss

    Hallo,
    wenn ich den DMAIC Prozess richtig verstehe, dann erfolgt die Kontrolle bzw. Überprüfung der Änderung zu keinem späteren Zeitpunkt oder wird der Abschnitt Improve solange durchlaufen, bis der Prozess reibungslos läuft? Das halte ich eher für Unwahrscheinlich, da es sich um Projekte handelt, die einen Zeitrahmen haben. Oft ist dieser sehr starr/ fest, da finanzielle Erfolge gemeldet werden müssen.
    Ist SixSigma ein geeignetes Werkzeug, um nicht messbare Verbesserungen zu erfassen? Ich bin mir da nicht so sicher, habe allerdings auch noch nicht viel Erfahrung.

    Sonnige Grüße
    Thomas Bruß

  2. Paul.Bayer

    Hallo Thomas,

    die Idee bei DMAIC ist, durch gründliche Definition, Messung und Analyse die Hebelpunkte und Stellgrössen in einem Prozess zu finden, um die gewünschten Verbesserungen durchführen zu können. Wenn man im Improve-Schritt Schwierigkeiten hat und sich die gewünschten Erfolge nicht einstellen, dann sollte man eher nochmals zurück zu den vorherigen Schritten. Oder man ist an einer technologischen Grenze angelangt. Deswegen liegt im DMAIC der Schwerpunkt auf DMA und bei PDCA auf Plan.

    Die Rahmen für Verbesserungsprojekte sollten nicht so eng gesteckt werden, dass die Verbesserungsschritte nicht sauber durchgeführt werden können. Auf der anderen Seite ist es ok, hohe Ziele zu haben, weil die Prozesse nur so ausreichend in Frage gestellt werden.

    Was meinst Du mit dem „Erfassen nicht messbarer Verbesserungen“?

    Viele Grüße,
    Paul

  3. Thomas Bruss

    Hallo Paul,
    unter nicht messbaren Verbesserungen/ Größen (besser), meine ich Verbesserungen in den Herstellvorschriften/ SOP’s, z.B. das Vereinheitlichen von SOP’s, so dass jeder Mitarbeiter danach arbeiten kann oder das redundante Informationen herausgenommen werden und er sich so auf seine wertschöpfende Arbeit konzentrieren kann.
    Ich gebe zu, dass man hier die Zeit als Messgröße heranziehen könnte. Wie ist es mit Mitarbeitern, die den Prozess kennen?

    Grüße
    Thomas

  4. Paul.Bayer

    Hallo Thomas,
    das was Du beschreibst ist die Bedeutung von Standards: tue das Richtige und tue es wiederholt, mit möglichst geringer Variation. Standards sind Teil des Act-Schrittes im PDCA und des Control-Schrittes im DMAIC. Sie verhindern, dass der Prozess wieder zurückfällt und schaffen die Basis für die nächsten Verbesserungszyklen. Teil dieses Schrittes ist es auch, die Lerneffekte in andere, ähnliche Prozesse zu übernehmen (horizontales Lernen – Yokoten). Standards sorgen dafür, dass die Verbesserungseffekte nachhaltig werden. Je nachdem, worauf sich die Verbesserung gerichtet hat: Zeit, Fehlerrate, Durchsatz … sind die Wirkungen meist sehr wohl messbar.

    Weniger messbar sind die Effekte wie Handlungsfähigkeit, Agilität, Lernfortschritte … Das sind die wichtigsten Punkte, von denen Deming sagte sie seien „unknown and unknowable“.

    Viele Grüße, Paul

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