Die fünf tödlichen Krankheiten

Paul.Bayer am 26. August 2009 um 21:18

Das W. Edwards Deming Institute hat ein eindringliches Video von Dr. Deming von 1984 auf Youtube gestellt [1]. Darin benennt der 84-jährige Deming die fünf tödlichen Krankheiten des westlichen Managements, die seiner Auffassung nach für den Niedergang der westlichen Volkswirtschaften und Unternehmen verantwortlich sind:

1. Fehlen einer nachhaltigen Zielsetzung

  • keine Zukunftsplanung,
  • Fehlen einer langfristigen Zweckbestimmung und von langfristigen Zielen.

2. Orientierung am kurzfristigen Gewinn

  • der Kult der Quartalsdividende,
  • Opfern des langfristigen Unternehmenswachstums.

3. Jährliche Leistungsbeurteilung

  • willkürliches und ungerechtes System,
  • ist demoralisierend für die Mitarbeiter,
  • fördert kurzfristige Leistungen,
  • zerstört Teamarbeit und bestärkt Angst.

4. Häufige Stellenwechsel im Management

  • ohne Wurzeln im Unternehmen,
  • ohne Kenntnis des Unternehmens,
  • ohne Verständnis für seine Probleme.

5. Orientierung nur an offensichtlichen Kennzahlen

  • kein Gebrauch von Kenngrößen die nicht bekannt und nicht erkennbar sind,
  • bestärkt durch die Businessschulen.

Den Niedergang der amerikanischen Wirtschaft seit den 70-er Jahren führte Deming 1984 auf diese falschen Praktiken zurück und sagte voraus, dass der Niedergang weiter solange anhalten würde bis diese Praktiken geändert würden. Diese Praktiken sind seither auch außerhalb der USA noch verstärkt worden und haben sich weitere 25 Jahre in den Körper der Wirtschaft hineingefressen. Bei nicht wenig Managern gelten sie als „best practice“. Gibt es jemand, der sich noch etwas anderes vorstellen kann?

[1]
Dank an John Hunter von CuriousCat Management Improvement Blog für den Hinweis.

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3 Kommentare zu “Die fünf tödlichen Krankheiten”

  1. RalfLippold

    Hallo Paul,

    Deming hat wunderbar die Dinge aufgeschrieben und genannt, die uns heute auf die Füße fallen. Zu allem Überfluss ist auch alles von ihm auch öffentlich, d.h. auch Manager und Vorstände, sowie Politiker können seine Gedanken nachlesen.

    Was er nicht genannt hat ist:

    Angst des Managements, dass ihre Berechtigung zur Kontrolle entfällt (bei Umsetzung der 5 Punkte)

    ….und das führt immer wieder dazu, dass auch die Unternehmens-DNA gegen Veränderungen immun geworden ist (gilt übrigens für alle Organisationen im öffentlichen Leben!)

    Beste Grüße

    Ralf

  2. RalfLippold

    ….

    PS.: Die Verä¤nderung beginnt, wenn sich Manager HELFEN lassen zu sehen, was sie -möglicherweise- nicht sehen aufgrund eines “Blinden Flecks” (=Betriebsblindheit auch manchmal genannt)

  3. Paul.Bayer

    Hallo Ralf,

    vor dem Öffnen der Augen muss das Öffnen des Geistes kommen. Manager holen sich oft Berater, die ihnen helfen sollen, zu sehen. Ändert das etwas?

    Deming sagte: „Without questions there is no learning” und „Without theory there are no questions“. Danach ist neues und externes Wissen der Schlüssel zur Transformation. Deming sagte auch: „A system cannot understand itself.“

    Wenn die Leiter einer Organisation die Notwendigkeit zur Veränderung spüren und ebenso, dass ein neuer Weg und neues Wissen notwendig ist, erst dann entstehen die Voraussetzungen für das Öffnen des Geistes, neues Wissen, neue Fragen und für das Öffnen der Augen und für Lernen und Veränderung.

    Dieser Punkt ist so alt wie die Menschheit. Siehe Platons Höhlengleichnis.

    Viele Grüße,
    Paul

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