Management der vierten Generation

Paul.Bayer am 25. October 2009 um 10:56

Der Wandel, den wir beobachten und fordern, wo führt er hin? Kaum ein Text beschreibt das Management der nächsten Generation griffiger als Brian Joiners „Fourth Generation Management“. Dieses Buch wendet die Deming-Philosophie positiv, verzichtet auf Demings beissende Kritik und beschreibt die wesentlichen Punkte des neuen Managements.

Dabei ist das Buch enorm praktisch und bietet sehr wirksame Erklärungsansätze und Vorgehens­weisen, die man in der täglichen Arbeit nutzen und anwenden kann. Aspekte von Brian Joiners Arbeit benutze ich fast täglich und möchte deshalb hier einen kleinen Überblick geben.

Die ersten drei Generationen

Joiner beschreibt die bekannten, bisherigen Managementstile als drei verschiedene Generationen:

  1. Management by Doing: Das ist der erste, einfachste, primitivste Ansatz – tu es einfach selbst. „Ich kümmere mich selbst darum!“ Die Kapazität dieses Ansatzes ist begrenzt.
  2. Management by Directing: Um seine Kapazität zu erweitern, greift man hier darauf zurück, anderen genau zu sagen, was sie tun sollen und wie sie es tun sollen. Das ist der Expertenansatz. Er ist begrenzt durch das Wissen des Experten und durch die Bandbreite der Kommunikation.
  3. Management by Results: Die Leute möchten auch nicht, dass man ihnen genau im Detail vorgibt, wie sie ihre Arbeit erledigen sollen. Also sagst Du: „Ok, reduziere die Bestände dieses Jahr um 20%. Ich werde dich belohnen (oder bestrafen) abhängig davon wie gut du dabei bist. Viel Glück.“ Dieser Ansatz wird begrenzt durch die Ziele der anderen Organisationsmitglieder, deren Kooperation du für das Erreichen deiner Ziele benötigst.

Drei Optionen für bessere Ergebnisse?

Wie stößt das Management der dritten Generation an seine Grenzen? Wir alle wollen doch bessere Ergebnisse: mehr Umsatz, geringere Kosten, schnellere Zyklen, weniger Abwesenheit, geringere Bestände. Es gibt drei Wege, um bessere Ergebnisse zu bekommen:

  1. Verbessere das System: Mache die erforderlichen Änderungen, um bessere Qualität, weniger Fehler und Verschwendung zu erreichen. Reduziere zum Beispiel den Umlaufbestand durch höhere Verfügbarkeit der Anlagen.
  2. Verfälsche das System: Erreiche die erwarteten Ergebnisse auf Kosten anderer Ergebnisse. „Du willst niedrigere Bestände? Kein Problem!“ Die Bestände verschwinden … aber zu welchen Kosten an anderer Stelle?
  3. Verfälsche die Ergebnisse: Benütze kreative Buchführung. „Wir zählen diese Bestände nicht mehr. Sie gehören bis zum Verbau unserem Lieferanten.“

In der Wirklichkeit unserer Unternehmen finden wir alle drei Optionen. Je weniger Wissen über Verbesserung vorhanden ist, je weniger Ressourcen in Verbesserung gesteckt werden können, je komplexer andererseits die Systeme werden, um so mehr nehmen die Manager Zuflucht zur Verfälschung von Systemen und Ergebnissen. Schließlich werden sie nicht für Verbesserung sondern für Ergebnisse zur Rechenschaft gezogen.

Die vierte Generation des Managements

Brian Joiner stellt fest, dass die veränderten Verhältnisse einen Schritt vorwärts zu einer neuen Generation des Managements erfordern:

Management der vierten Generation erkennt die grundlegenden Probleme mit den ersten drei Generationen und umfasst Methoden, um sie zu überwinden. Es vermeidet die begrenzte Kapazität der ersten Generation, das Mikromanagement der zweiten und die verfälschten Systeme und Ergebnisse der dritten Generation. Manager der vierten Generation achten stark auf Ergebnisse, aber wissen, dass bessere Ergebnisse in Wirklichkeit nur durch grundlegende Verbesserungen erreicht werden können. Sie werden zu Champions der Kunden­bedürfnisse und zu Treibern wirklicher Verbesserung. Sie arbeiten als Partner mit anderen Mitarbeitern zusammen bei der Entwicklung besserer und besserer Methoden, um immer bessere Ergebnisse zu erzielen. [S. 10]

Das Joiner-Dreieck

Brian Joiner beschreibt die Essenz des neuen Managements in drei Dimensionen:

Das Joiner-Dreieck der Prozessverbesserung

  1. Qualität: Verständnis, dass Qualität vom Kunden definiert wird; Fixierung darauf, die Kunden zu begeistern, ihre aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse tief zu verstehen und sie mit Produkten und Dienstleistungen zu überraschen, die sie nicht für möglich gehalten hätten. Dieses Verständnis wird von allen Mitarbeitern geteilt und weiterentwickelt.
  2. Wissenschaftlicher Ansatz: Lernen, die Organisation als ein System zu managen, Prozessdenken zu entwickeln, Entscheidungen auf Basis von Daten und Fakten zu treffen und Variation zu verstehen.
  3. Alle Ein Team: Auf die Leute vertrauen; jeden in der Organisation mit Würde, Vertrauen und Respekt behandeln; arbeiten an Win-Win statt Win-Loose für alle Beteiligten.

Diese Ansätze fußen auf drei Einsichten:

  • Qualität und Produktivität sind zwei Seiten derselben Münze, keine gegen­sätzlichen Kräfte
  • Unsere Organisationen als Systeme zu sehen, hilft uns, einen Kundenfokus anzunehmen und Verschwendung und Ineffizienz zu reduzieren.
  • Schnelle Verbesserung erfordert schnelles Lernen.

Der Rest des Buchs erklärt diese Themen. Die Lektüre ist sehr empfehlenswert. Ich habe mein derzeitiges Verständnis des Managements der vierten Generation in der folgenden Mindmap zusammengefasst:

Mindmap zu Management der vierten Generation

(Erstellt mit iMindMap, zur Vergrößerung bitte anklicken.)

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Ein Kommentar zu “Management der vierten Generation”

  1. Pauschalreisen

    Süper Zusammenfassung. Vielen Dank dafür. Das hat mir wirklich weitergeholfen! Ich habe mich nun auch entgültig dazu entschlossen, mir das Buch zu kaufen.

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